Meine Kollegin Renate Liebl und ich sind selbst Profis in Sachen Wein-Fortbildung. Was die Wein-Herstellung betrifft, haben wir aber nur theoretische Kenntnisse. Um so neugieriger waren wir und wollten die Probe aufs Exempel machen und haben uns als „Erstklässler“ in der Wein(bau)schule Altenkirch im Rheingau angemeldet. Unser Reiz war dabei nicht, den 487. Weinkeller zu sehen, sondern vor allem im Weinberg zu stehen.

In fünf Lektionen ging es seit Februar 2015 um den Winzerberuf, Rebschnitt, Ruten anbinden, Triebe ausbrechen, Laubarbeiten für eine Qualitätssteigerung, Weinlese, Keltern, u.v.m.

Am 24. Januar war Zusatz-Unterricht. Diesmal jedoch nicht in der Steillage, sondern am Tisch im hauseigenen Restaurant. Dieser stand voller Flaschen mit Fassproben und Messbechern unterschiedlicher Größen. Zusammen mit den Lehrern Jasper, Ronny und Lutz stand das Cuvéetieren auf dem Lehrplan.

Renate Liebl hat bereits große Erfahrung. Sie cuvéetiert jährlich zusammen mit Sommelier-Kollegen im Kleinwalsertal und einem österreichischen Spitzenwinzer eine eigene Rotwein-Cuvée.

Nun habe ich mir das Erstellen einer Wein-Cuvée tatsächlich einfach vorgestellt. Sich einen schmackhafter Riesling in trocken oder halbtrocken zurecht zu mischen, kann doch nicht schwer sein. Die Grundweine, die der Klasse zur Verfügung standen, waren ja schon in erstklassiger Qualität. Wo ist das Problem?

Probleme hat man jedoch ganz schnell, wenn die Dokumentation dabei vergessen wird. Die große Kunst ist nämlich, das gesamte Prozedere des Ausprobierens, Mischens und Zusammenschüttens bis ins kleineste Detail akribisch genau zu notieren. Fünf gerade sein lassen… geht nicht! Das leckerste Tröpfchen ist nichts wert, wenn das Mischungsverhältnis vom Reagenzglas zum Großen Fass nicht nachvollzogen werden kann.

Am Ende war, nach unzähligen Varianten und tauben Geschmacksknospen, dann doch keine Cuvée dabei, die auf Anhieb die andern Klassenkameraden überzeugte. Unsere Lehrer haben das wohl schon geahnt. Mit tröstenden Worten (und einem schmackhaften Winzer-Vesper) meinten sie, dass zur langjährigen Erfahrung immer auch ein Quäntchen Glück gehört.

Bei unserem „Winzer-Crash-Kurs“ steht jetzt nur noch ein Termin aus. Im April ist Weinprobe. Auf das Ergebnis der selbst gelesenen Parzellen bin ich heute bereits gespannt.

Wer sich für den neuen Kurs auf dem Weingut Altenkirch in Lorch/Rhein interessiert muss sich rasch anmelden! Es wird nur ein Kurs pro Jahr angeboten. Jetzt, am 13. Februar 2016 geht‘s wieder los. Ich wünsche von hier aus allen Winzer-Novizen viel Spaß in der Steillage. Anmeldung per Telefon unter 06726-830012 oder per E-Mail info@weingut-altenkirch.com.