Prallen auf einen Portweinnovizen Begriffe wie Ruby Port, LBV (Late Bottled Vintage) Port, Vintage Port, Crusted Port, Tawny oder Colheita, so ereilt ihn schnell das Gefühl im Gärbecken für Portweine unterzugehen.
Portwein ist insofern erklärungsbedürftig und um es gleich vorweg zu sagen, den Portwein gibt es so auch nicht, denn es gibt weiße, Rosé- und rote Portweine. Bei den roten Portweinen lassen sich vereinfacht ausgedrückt zwei Portweinstile unterscheiden, die flaschengereiften Ruby-Ports und die fassgereiften Tawny-Ports.
Was hat Portwein was andere Weine nicht haben?
Vor allem zwei Dinge sind es, die den Portwein von anderen Weinen unterscheiden. Zum einen ist es die charakteristische Süße und zum anderen der höhere Alkoholgehalt. Die Süße und den höheren Alkoholgehalt erhalten die Weine, weil die Gärung des Mostes frühzeitig durch Zugabe eines neutralen Weindestillats gestoppt wird und so der noch nicht umgewandelte Restzucker im Wein verbleibt. Es entsteht ein sogenannter aufgespriteter Wein mit einem Alkoholgehalt zwischen 19 und 22 Volumenprozent und einem typisch süßen Geschmack.
Die wichtigsten roten Portwein-Trauben, die dabei verwendet werden, sind Touriga Nacional, Touriga Francesa, Tinta Amarela, Tinta Barroca, Tinta Cão und Tinta Roriz. Sie werden grundsätzlich von Hand gelesen und in Körben zu den Weingütern im Douro-Tal transportiert und dort verarbeitet bevor die Weine anschließend in Fässern in den Lagerhäusern (Lodges) in Vila Nova de Gaia gegenüber der Stadt Porto gelagert werden.
„Den typischen Portwein-Trinker in Deutschland gibt es nicht“
Das sagt Axel Probst, Portwein-Botschafter und Organisator der Portweinmesse, denn anders als einige unserer europäischen Nachbarländer wie Großbritannien, Frankreich, Portugal oder auch die Benelux-Staaten kann Deutschland nicht auf eine gewachsene Tradition im Umgang mit Portwein zurückblicken.
Dies hat dazu geführt, dass Portwein sowohl im stationären Weinhandel als auch in der Gastronomie ein recht angestaubtes Schattendasein führt und einige grobe Fehler bei der Handhabung es potentiellen Weingenießern zudem schwer machen den wahren Genuss eines guten Portweins zu erleben.
In der Gastronomie wird Portwein häufig wie eine Spirituose behandelt – zu warm, zu lange offen und im falschen Glas serviert. Damit wird auch der neugierigste, probierfreudigste und weinaffinste Gast vergällt. Wie es gehen kann, zeigt die diesjährige Portweinmesse in Leverkusen.
Hochkarätig besetzte Portweinmesse zeigt 2017er Vintage Ports
Am 29. November 2019 öffnet die in ihrer Art einzigartige Portweinmesse im Bayer Kasino in Leverkusen zum dritten Mal in Folge ihre Tore. Präsentiert werden die Vintage Ports des Jahrgangs 2017. Zwischen 13.00 und 16.00 Uhr stehen dem Fachpublikum insgesamt 63 deklarierte Vintage Ports von Portwein-Häusern mit Rang und Namen zum ausgiebigen Verkosten zur Verfügung. Von 16.00 bis 19.00 Uhr ist die Veranstaltung dann „Open to the Public“.
Fachhändler, Gastronomen, Journalisten und Portliebhaber aus der ganzen Republik und auch aus den angrenzenden Niederlanden kommen hier zusammen, um sich diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen zu lassen. Das Interesse an Vintage Port ist groß und die Bereitschaft hierfür nach Leverkusen zu reisen ist über die Jahre stark gewachsen.
Innovationen im Portweinsegment
Wie gelingt es aber Portwein einem breiteren Publikum näher zu bringen und damit die Nische zu weiten? Hier sind innovative Ideen gefragt, um dem Portweinsegment neue Impulse zu geben, gleichzeitig jedoch das mehr als 300-jährige kulturelle Erbe und die lange Tradition des Portweins behutsam weiterzuführen.
Das portugiesische Trendgetränk für den Sommer Port&Tonic auch bekannt als Portonic oder Portotonic (1/3 White Port, 2/3 Tonic, Zitronenscheibchen, Pfefferminze, Eiswürfel) ist hierzulande als Aperitif bei der Mehrheit der Konsumenten noch weitgehend unbekannt. Hier bietet sich sicherlich noch Potenzial, um zusätzliche und vor allem auch jüngere Kundensegmente zu erschließen.
Die Einführung des Port Rosé oder Pink Port in 2008 von Croft hat dagegen eine vorrangig weibliche Zielgruppe im Visier. Insgesamt erscheinen diese beiden Portkategorien weniger formal und dadurch insbesondere für jüngere Zielgruppen leichter zugänglich zu sein.
Viele Portwein-Produzenten setzen außerdem auf die wachsende Kategorie der „Aged White Ports“, also auf gealterte weiße Portweine zur Ergänzung ihres Portfolios. Mit zunehmendem Alter entwickeln sich diese ähnlich den Tawnies, doch sie bestechen meist mit deutlicher Frische und besonderer Ausgewogenheit.
Axel Probst wünscht sich jedoch keinen Hype um Port, da bekanntlich jede Welle, sei es nun mit Vodka, Gin oder demnächst vielleicht mit Rum irgendwann abebbt. Anders als die Spirituosen hat Portwein außerdem einen ganz entscheidenden limitierenden Faktor, denn die Menge ist per se begrenzt und lässt sich nicht stufenlos an eine sprunghaft steigende Nachfrage anpassen.
Portwein – der Wein zur Entschleunigung?!
Um Portwein besser zu verstehen und zu genießen, sollte man sich auf jeden Fall etwas Zeit nehmen. In einem Interview definiert Rupert Symington, CEO der Symington Family Estates, Portwein als Wein zur Entspannung während er Champagner als Wein zum Feiern beschreibt. Ferner ist er davon überzeugt, dass Portwein ein Nischenmarktsegment bleiben wird und Port ein Wein ist, den der weinaffine Konsument normalerweise erst durch Experimentieren und Entwickeln des persönlichen Geschmacks erreicht.
Reichlich Gelegenheit hierfür bieten auf jeden Fall die zahlreichen Verkostungsevents, Führungen und Menus mit Portweinbegleitung, die von vielen Portweinkellern in Vila Nova de Gaia für den interessierten Touristen angeboten werden. Man muss kein Experte sein, um hier etwas passendes zu finden, einen Portweinstil für sich zu entdecken und anschließend das erfolgreich durchgeführte Experiment mit einem Gläschen Port zu besiegeln.