Lange stand die spanische Provinz „Bizkaia“ als Weinregion im Schatten des berühmten Nachbargebietes Rioja. Doch die Wandlung Bilbaos von einer tristen Industrie-Hafenstadt zur pulsierenden Kultur- und „In“-Metropole brachte auch für die Weinregion an der baskischen Atlantikküste einen wohltuenden Aufschwung.
Das winzige Anbaugebiet (700 ha) am Golf von Biskaya sorgt inzwischen für Furore und für eine frische Renaissance am spanischen Weißweinhimmel. Fast ausschließlich wird von den ca. 90 Weinbaubetrieben ein Weißwein namens Txakolí (sprich: Tschakoli) produziert, der den bekannten Weißweinen Spaniens aus den Rebsorten Verdejo und Albarinho eine neue Facette hinzufügt. Txakolí kann einem in recht unterschiedlichen Qualitäten begegnen, doch insgesamt haben die Weine sich in den letzten Jahren erheblich verbessert.
War Txakolí früher nur als säurebetonter, häufig moussierender Tischwein in den Bars des Baskenlandes bekannt, schaffen heute die Winzer in den drei DO´s mit moderner Kellertechnik aromatisch-frische, nach floralen und Citrus-Noten duftende Weine, die auch nach dem dritten Glas den Magen nicht strapazieren.
Häufig erinnern die Weine am Gaumen an leichte Rieslinge, wobei diese Rebsorte nur selten und mit geringen Anteilen in der Txakolí-Cuvée enthalten ist. Geprägt werden die Weine von der autochthonen Rebsorte „Ondarrabi“, die an die feucht-kühlen Bedingungen der baskischen Meeresküste bestens angepasst ist.
Klar, dass dieses „Nationalgetränk“ der baskischen Weinliebhaber bei der baskischen Festwoche in Bilbao Mitte April ausgiebig gewürdigt wurde. Das Potenzial dieser Weinregion wurde dabei im Rahmen einer Masterclass-Verkostung mit dem Sommelier Jon Andoni Rementeria deutlich. Der letztjährige Gewinner des spanischen Sommelier-Wettbewerbs präsentierte neben Txakolí-Weißwein (der 98% der Gesamtproduktion ausmacht) auch Raritäten wie Txakolí-Rosé und Bizkaia-Rotwein.
Die weißen Gewächse, fast immer jung getrunken, erfrischen als ideale Sommerweine. Sie sind passende Begleiter zu den hier „Pintxos“ genannten, als wahre kulinarische Kunstwerke gestalteten Tapas, die den ganzen Tag über in den zahlreichen Bars Bilbaos angeboten werden. Beispielhaft genannt sei hierbei die Kellerei Amunategi in Busturia.
Der Rosé der Bodega Talleri aus Morga zeigte sich schlank und sehr trocken, damit eher zu rohem Fisch oder Meeresfrüchten als Partner geeignet. Besonders überraschte der im Barrique gereifte 2016er „Eklipse“-Rotwein der Bodega Itsasmendi aus Gernika, ein ausgewogener und sortentypischer „cool climate“- Pinot noir und im Baskenland eine absolute Rarität.
Die weißen Gewächse, fast immer jung getrunken, erfrischen als ideale Sommerweine. Sie sind passende Begleiter zu den hier „Pintxos“ genannten, als wahre kulinarische Kunstwerke gestalteten Tapas, die den ganzen Tag über in den zahlreichen Bars Bilbaos angeboten werden. Beispielhaft genannt sei hierbei die Kellerei Amunategi in Busturia.
Keine Frage, die Weine von der Biskaja werden ein Nischenprodukt bleiben, auch weil die produzierte Menge nicht für eine weitere Verbreitung ausreicht. Doch sie sind aus dem Baskenland nicht mehr wegzudenken, tragen sie doch nicht unerheblich zur regionalen Identität bei. Um sie kennen zu lernen, muss man also nach Bilbao oder San Sebastian reisen. Und ein Besuch dort lohnt sich allemal – kulinarisch, landschaftlich, kulturell und önologisch.
von: Hannes Rehm www.mehrweinwissen.de