FuW Fachstudienreise 2016 in das Friaul

Unser Mitglied Reinhard Bauer, seit 30 Jahren erfahrener Weinreiseleiter, hat unsere diesjährige Fachstudienreise nach Italien in das (meist unterbewertete) Weinbaugebiet Friaul im Dreiländereck „Italien – Österreich – Slowenien“ organisiert.

Die vielfältigen autochthonen Rebsorten stehen neben den internationalen Rebsorten im Fokus unserer Degustationen.

1. Station: Cantina Valpanera in Villa Vincentina

Unsere Rundreise beginnt In der Isonzo-Zone bei der Cantina Valpanera in Villa Vincentina. Unsere erste Degustation startet mit Weinen der DOP Aquileia, Friaul. Das Weingut Valpanera hat sich auf die alte Rebsorte Refosco del Peduncolo konzentriert. Sehr interessant der „Superiore“ und „Riserva“ mit würzigen Noten von Tabak und Kaffee. Für den Riserva wird ein Teil der Trauben ab Mitte September im Weingarten angetrocknet und dann der Gärung zugefügt. Einige Weißweine, z.B. der Chardonnay „Carato“ werden in Akazienfässern ausgebaut – mit dezenten, feinen Holznoten im Glas.

FuW Fachstudienreise 2016 Friaul

Refosco del Peduncolo von der Cantina Valpanera

Reinhard Bauer, Verkaufsleiter von Valpanera, Vincenzo Delle Donne, Übersetzer (von links)

Reinhard Bauer, Verkaufsleiter von Valpanera, Vincenzo Delle Donne, Übersetzer (von links)

2. Station: Weingut Collavini in Corno di Rosazzo

Nach einer Kellerführung mit G. Collavini in der Osteria des Weingutes die Degustation:

Die weiße Rebsorte Ribolla Gialla als Spumante- Frisch und zitrusfruchtig ein feiner Schaumwein. Dann eine weitere Rotweinentdeckung: Pignolo, auch hier der Trick mit dem Antrocknen der Trauben, in diesem Fall werden alle Trauben in einem kühlen und trockenen Raum 20 Tage gelagert und dadurch konzentriert. Es folgen 3 Wochen der Mazeration. Verfeinert durch ein 5-jähriges Reifen in Barrique. Das Ergebnis ist ein ungewöhnlich warmer und tiefer Wein mit intensiven Aromen von Schwarzkirschen, Herbstlaub und Bitterschokolade. Die Etiketten ziert der 1. Hund des Besitzers, namens „Ribolla“, ein deutscher Dackel.

G. Collavini vom Weingut Collavini in Corno di Rosazzo

G. Collavini vom Weingut Collavini in Corno di Rosazzo

Ribolla Gialla als Spumante und Pinot Grigio im "Ribolla", dem Dackel-Weißwein

Ribolla Gialla als Spumante und Pinot Grigio im „Ribolla“, dem Dackel-Weißwein

Pignolo, unsere Entdeckung bei den Rotweinen

Pignolo, unsere Entdeckung bei den Rotweinen

3. Station: Grave del Friuli-Zone, Vini Bidoli, Rive d’Arcano

In einer ehemaligen Ziegelei, die bei einem Erdbeben 1976 z.T. Zerstört wurde, hat die Familie Bidoli in der 3. Generation eine moderne Kellerei errichtet. Rund 1,5 Mill. Flaschen Wein werden zu 70% exportiert. Von der hier üblichen Bandbreite an Rebsorten hat uns ganz besonders der Prosecco extra dry überzeugt! Ein leichter, eleganter Schaumwein mit intensiver Perlage (3 Monate im Drucktank), angenehmene 11% Alkohol und einer feinen Zitrusnote! Genannt „Le Alte“, italienisch für „Der Gehobene“. Unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis!

Margherita Bidoli in Ihrer Kellerei

Margherita Bidoli in Ihrer Kellerei

Zum Familienimperium gehört die Proscuitteria Dako DallAva des Ehemanns in San Daniele. 30.000 Schinken feinster Qualität werden hier jährlich gereift. Dabei auch ganz besondere Qualitäten von Alten Schweinerasssen aus Sizilien, Ungarn und Spanien.

Der Schinken-Reiferaum von Dako DallAva

Der Schinken-Reiferaum von Dako DallAva

4. Station: Weingut Di Lenardo – Gonars

Der Familienbetrieb Di Lenardo existiert seit 1878 in in Gonars. Die Weine baus 2 Linien: Silber = reinsortige Weine und Gold = „Cru“. Durchweg vollmundige, typische Vertreter der friaulinischen Rebsorten. Interessant der Chardonnay „Fathers Eyes“, 6 Monate in amerikanischer Eiche vergoren und dann gereift. Sehr balanciert in Holz und Frucht mit frischer Säure.

Der FuW zu Gast im Weingut Di Lenardo

Der FuW zu Gast im Weingut Di Lenardo, stehend Herr Di Lenardo mit seinem Sohn

5. Station: Weingut Renzo Sgubin – Collio bei Cormons

Das Weingut Renzo Sgubin im Collio bei Cormons ist ein kleiner, feiner Familienbetrieb. Sehr spannend die Weißweincuvée des Hauses: 3,4,3: 40% Friulano, 40% Chardonnay, 10% Malvasia, 10% Sauvignon von rund 25 jährigen Rebstöcken per Hand geerntet. Der Jahrgang 2013 präsentiert sich sehr reif mit feiner Honignote, weißen Blüten und kandiertem Obst. Dieser Wein ist der Zukunft des Weingutes gewidmet, dem Sohn, geboren am 3.4.2003, daher der Name „3,4,3“. Den Hof zieren 200-jährige Maulbeerbäume, die zur Zeit nur ihre blanken „knochigen“ Äste über den Hof spannen.

Maulbeerbäume auf dem Weingut Renzo Sgubin im Collio bei Cormons

200-jährige Maulbeerbäume auf dem Weingut Renzo Sgubin im Collio bei Cormons

6. Station: Osteria Vecchie Province

Abends dann ein gefühltes 18 Gänge Menü in der Osteria Vecchie Province. Gang für Gang haben wir uns durch eine sehr leichte, aromatisch spannende Reise der friaulischen Küche gefuttert. Fisch und Meeresfrüchte in allen Variationen, hausgemachte Ravioli mit Bärlauch in Zitronenbutter, Carpaccio mit gehobeltem Fenchel und zartes Steak vom Grill. Da schmeckte sogar der Ribollo des Hauses sehr „rustico“ zu!

7. Station: Weingut La Tunella, Ipplis di Premariacco, Collio Orientali – Zone

Unsere Fahrt durch die Weinberge des Collio mit Blick in hügelige, terrassierte Landschaften führt uns dicht an der Grenze zu Slowenien vorbei.

Wir besuchen dort das Weingut La Tunella in Ipplis di Premariacco, ein Weingut über das man problemlos ein Buch schreiben könnte! Minimalistische Architektur, wunderbar in Weinterrassen gelegen. Sehr klare rebsortenreine Weine von internationalen und autochthonen Rebsorten. Überraschend vielschichtige aromatisch reife Assemblagen. L’Arcoine 2011, je zur Hälfte aus Pignolo und Schiopettino, 4 Jahre in französischer Eiche gereift, kommt der Wein nach 4 Jahren trinkreif in den Handel. Schwarze Johannisbeeren und balsamische Holznoten, begleitet von einer dezenten Rauchnote machen diesen absolut balancierten Wein aus. Auch hier eine intensiv gelebte Familienkultur, die heutigen Macher mussten nach dem frühen Tod des Vaters unter Führung der Mutter das Weingut mit 12 bzw. 14 Jahren übernehmen.

Am Abend wurden wir mit einem Lunch in der Osteria des Weingutesverwöhnt, zu dem es absolut einmalige Craftbiere z.T. mit Weinen des Weinguts gebraut. In Schaumweinflaschen gefüllt waren sie Essensbegleiter der ganz besonderen Art.

FuW Fachstudienreise 2016 Friaul

Weingut La Tunella, Ipplis di Premariacco

FuW Fachstudienreise 2016 Friaul

Unsere FuW-Reise-Gruppe vor dem Weingut La Tunella mit (von links) Renate Liebl, Peter von Niedernhäusern, Ulrike Banse, Reinhard Bauer, Monika Krupski

8. Station: Weingut Volpe Pasini, Togliano di Torreano.

Das Weingut Volpe Pasini in Togliano di Torreano besteht aus historischen Gebäuden, die Versammlungsort der Machthaber und Generäle beider Weltkriegen waren. Es werden zu 85% ordentliche Weißweine zu recht hohen Preisen produziert.

Weingut Volpe Pasini in Togliano di Torreano

Weingut Volpe Pasini in Togliano di Torreano

9. Station: Agricola Gori, Nimis

In den Ausläufern der Alpen hat Gianpierro Gori auf einem alten Römercastell mit der Agricola Gori eine moderne Kellerei erbaut. In Südwestlicher Ausrichtung mit wunderschönen Blick über eine der Rebanlagen. Gori’s Leidenschaft gilt dem Pinot nero und der findet hier ein passendes Mikroklima und perfekte Böden. Die Architektur des großzügigen Gebäudes spiegelt das eigentliche Metier – die Stahlproduktion – des Besitzers wieder. Mattkupferfarbene Stahlelemente mit urigem Holz und Beton sind die Baumaterialien. Moste und Weine werden nahezu ausschließlich mit Schwerkraft bewegt.

Barriquekeller der Agricola Gori in Nimis

Barriquekeller der Agricola Gori in Nimis

Erklärtes Ziel von Gordi ist die Produktion von „Trinkweinen“, die Lust auf mehr als ein Glas machen. Dementsprechend war das Wort „Passion“ bei der Vorstellung der Weine ständig präsent. Der 2014er Pinot Nero “Nemas I“, gerade 5 Wochen auf der Flasche nach der Reifung im 500 Liter Tonneau, präsentiert sich elegant mit animierender Fruchtsäure und feinen Beerendüften. Beeindruckend der Refosco „Redelbosco“ 2013, ein eleganter Wein mit guter Struktur. Die Weißweine zeigen alle ein interessantes Säure-Fruchtspiel! In der angrenzenden Küche mit offener Feuerstelle brutzelte der Hausherr leckere Kleinigkeiten friaulischer Köstlichkeiten. Seine Lebensfreude und Authentizität ist ansteckend und in all seinen Weinen zu finden. Eine tolle Entdeckung und jeden Umweg in die Berge wert!

Typische friaulische Küche mit offener Feuerstelle

Typische friaulische Küche mit offener Feuerstelle

Der FuW zu Gast in der Agricola Gori

Der FuW zu Gast in der Agricola Gori

10. Station: Restaurant „Agli Amici“

Im Restaurant „Agli Amici“ (2 Michelin Sterne) fand dieser spannende Tag unserer FuW-Fachstudienreise bei einem aufwendigen Degustationsmenü ein genussvolles Finale.

11. Station: Weingut Gravner, Collio Gebiet

Wir starten den Tag mit einer Rundfahrt durch das Collio Gebiet, welches sich mit lieblichen Hügellandschaften ganz frühlingshaft zeigt. Unsere erste Station machen wir im Weingut Gravner, Vorreiter und Ikone des Kelterns in sogenannten „Qvevri“, rund 2 m hohen Amphoren. Diese Amphoren stammen nach jahrtausende alter Tradition aus dem Kaukasus (Georgien), der Wiege des Weinbaus. Der Keller mit den Amphoren zur Fermentation mutet an wie ein modernes Theaterbühnenbild: asketisch, mit Kieselboden und nur die Deckel der im Boden vergrabenen Amphoren sichtbar.

Weingut Gravner Posto della Anfore, vergrabene Amphoren

Vergrabene Qvevri (Amphoren) im Posto della Anfore des Weinguts Gravner

Josko Gravner hat seine eigene Wein-Philosophie geschaffen und sagt frei übersetzt: „Studiere keine Oenologie, die machen keine echten Weine! Studiere Philosophie, um das Wesen des Weines zu ergründen!“. Seine Weine sind nicht „Orange“, wie diese Gattung häufig genannt wird, sondern durch die jahrelange Lagerung in großen Holzfässern natürlich geklärt. Gravner nennt seine Weine „Amber“, also bernsteinfarben, was tatsächliche eine viel passendere Beschreibung ist.

Weingut-Gravner-Amphore-Slowenien

Weingut Gravner mit Amphore, im Hintergund Slowenien

Wir haben den frisch abgefüllten Jahrgang 2007 Breg, ein Cuvée aus Welschriesling, Chardonnay, Sauvignon Blanc und Pinot Grigio sowie den 2007 Ribolla verkostet. Beide Weine sind sehr komplex und charakterstark. Die Weine laden ein, ein philosophisches Symposium zu halten und bieten sich eher an, ein kräftiges Essen zu begleiten, als alleine durch den Abend zu führen.

Station 12: Weingut Branko, Collio Gebiet

Zurück in der Welt des technischen Weinbaus besuchen wir „gleich um die Ecke“ das Weingut Branko, geleitet von Igor Erzetic. Er begeistert uns mit ausgewogenen Weinen, deren Herkunft mit Collio viel besser beschrieben ist, als mit „Italien“. Die Weinberge verteilen sich seit Jahrzehnten sowohl auf Italien, als auch auf Slowenien, bzw. vormals Jugoslawien, was in der Region keine Seltenheit ist.

Igor überzeugt mit einer sehr pragmatischen Art „Wir füllen nur einmal im Jahr ab.“, und das Weingut mit nur 6ha Rebfläche macht bisweilen den Eindruck eines „Garagen-Weinguts“. Die Weine bestechen aber durchweg mit  herausragender Qualität! Besonders überzeugt hat uns der 2015 Capo Branko, ein Cuvée aus Malvasia, Friulano und Sauvignon Blanc, das eine strahlende Eleganz mit Komplexen Aromen und eine unbändigen Lebendigkeit verschmilzt.

Station 13: Perusini, Collio Gebiet

Von der „Garage“ geht es weiter zu einem wahren Herrenhaus, dem Sitz von Perusini. Der Familiensitz aus dem 17. Jahrhundert strahlt die Eleganz und Erhabenheit der habsburgischen Historie aus. Verbunden wird dies mit einem aus einem Architekturwettbewerb entstandenen modernen Holz-Turm als Büro und Weinkeller. Das Weingut hat seinen Schwerpunkt in klassisch frankophilen Rebsorten. Uns überzeugte der 2015 Ribolla Gialla, der mit Mineralität und Leichtigkeit besticht.

Moderner Holz-Turm als Büro und Weinkeller im Weinggut Perusini

Moderner Holz-Turm als Büro und Weinkeller im Weinggut Perusini

Station 14: Fischrestaurant Buzinel, Slowenien

Den letzten Abend der Reise, führte uns zum Fischrestaurant Bužinel, das wie selbstverständlich in den Bergen von Dobrovo, Slowenien zu finden ist. Neben einem vielfältigen Fischmenü höchster Qualität – meist aus kroatischen Fischgründen – überrascht vor allem der 2011 Karlo positiv. Er ist ein lebendiger und den Gaumen schmeichelnder Schaumwein aus Rebula, Pinot Noir und Chardonnay, traditionell mit 20 monatiger Flaschengärung produziert. Und als krönender Abschluss des Abends dürfen wir eine von 6.000 0,375l Flaschen des ersten Eisweins aus dem Görzer Hügelland genießen. Der 2009 Ledana (led/eno = Eis + Medana = Weinberg) wird zusammen mit einer Fotodokumentation der Lese und Kelterung serviert und verwöhnt mit einer üppigen Süße und hohen Frucht-Konzentration.

Antipasti im Fischrestaurant Buzinel in Dobrovo, Slowenien

Antipasti im Fischrestaurant Bužinel in Dobrovo, Slowenien

Station 14: Weingut Valentino Butussi

Nach dem Sonntagsfrühstück in der Villa Butussi, unserem Agritourismo, besuchen wir das Weingut Valentino Butussi. Uns empfängt Sohn Matteo Butussi und führt uns durch den angrenzenden Weingarten im Flachland zum Keller. Wie viele der besuchten Winzer, erfüllt das Weingut mit 20 ha und der dazugehörige Agrar-Betrieb mit 8 ha durchweg höchste Öko-Standards. Aber auch wenn die Produkte zertifiziert sind, wird auf einen entsprechenden Ausweis auf den Etiketten verzichtet.

Der mehrfach preisgekrönte 2014 Sauvignon Blanc Genesis ist ein knackiger und stahliger Vertreter seiner Art, mit einem Hauch von Minze und einem eleganten Abgang. Unter den Rotweinen sticht der 2012 Refosco mit einen Gaumen erfüllendem Sauerkirsch-Aroma hervor und ließ uns mit einem Wehmütigen Gefühl zurück, das liebliche Friaul nun mit all den guten Genüssen, herzlichen Menschen und schöner Landschaft hinter uns lassen zu müssen.

Weingut Valentino Butussi

Weingut Valentino Butussi

Grazie & Querla!

Vielen Dank auch noch einmal von allen Teilnehmern an unser Mitglied Reinhard Bauer, der diese wunderbare, einzigartige Reise für uns organisiert hat!