Eine Liebeserklärung an den deutschen Wein und Sekt
Eigentlich müsste man die Qualitäten des Weins aus dem deutschsprachigen Raum nicht explizit hervorheben. Wären da nicht immer wieder die Nachfragen bei Buchungen der Seminare: „Wir trinken am liebsten französische Weine, können Sie das bei den Proben bitte berücksichtigen?“ oder „Mein Mann mag aber keinen deutschen Wein, lieber spanische oder Italiener, sonst auch aus Übersee.“
Alle die ähnlich denken, hätten auf dem Spätburgunder in Bad Neuenahr, dabei sein sollen. Überwältigend was es dort zu verkosten gab.
Nein, ich sehe nicht alles durch sie (rosa) rote Brille und natürlich ist es wichtig, intern akribisch ins Detail zu gehen und zu diskutieren, welche Klone die richtigen sind und wie wie viel Schwefel denn nun verwendet werden soll, oder lieber doch nicht. Aber für alle, die am Ende der Produktionskette stehen und das Glück haben, diese Weine einfach nur genießen zu dürfen, ist das was auf der Leistungsshow gezeigt wurde, an Trinkspaß und -genuss für Rotwein und Sekt kaum zu überbieten.
Spannend, die „alten Bekannten“ der Spätburgunderszene wie Adeneuer, Kreuzberg, Stodden und Molitor und die vielen anderen im direkten Vergleich zu verkosten. Und wer mit Württemberg immer noch die einfachen Trollinger und Kerner verbindet (die in meinem Genussrepertoire, zum richtigen Anlass, ebenfalls ihren Platz haben), hat die Spätburgunder von Dautel und Schnaitmann wahrscheinlich noch nie probiert.
Besonders interessiert hat mich, Spätburgunder kennenzulernen, dessen Namen mir bekannt waren, die ich bis dato aber noch nie im Glas hatte. Sehr vielversprechend die Vertikale von 2011 bis 2014 von Ziereisen, der im südlichsten Zipfel Badens beheimatet ist. Die Wehmut über das leere Glas geht direkt in die Vorfreude über, irgendwann einmal seine gesamte Kollektion kennen lernen zu dürfen.
Das geht bei einem anderen Winzer leider nicht. Bereits in der letzten Ausgabe der Vinum als Aufsteiger angekündigt, hat Daniel Twardowski von der Mosel nur (s)einen Spätburgunder, wobei man das „nur“ sofort streichen sollte, sobald man den Wein probiert hat. Mit dem 2011er als seinen ersten Jahrgang ist eine Steigerung auf bereits sehr hohem Niveau bis 2014 erkennbar, dieser ist allerdings noch nicht im Verkauf und alles andere schon ausverkauft.
Soviel zum „deutschsprachigen“ Wein. Was unbedingt noch erwähnt werden muss: der heimische Sekt. Spätestens seit ich vor einigen Monaten den Muskattrollinger Sekt von Kistenmacher-Hengerer oder den Jahrgangs-Riesling vom Schloss Neuweier aus Baden-Baden getrunken habe, beschäftigt mich die Frage: warum wird immer noch so viel Geld für Marken-Champagner ausgegeben? Große Erwartungen, die die beiden zuvor genannten geweckt haben, wurde mit Griesel und Raumland weit übertroffen. Noch dazu sind sie, in Bezug auf den Geldbeutel, wahre Schnäppchen im Vergleich zum erwähnten französischen Schaumwein, bei dem keiner weiß, wie lange er dem Neonlicht der Supermärkte bereits ausgesetzt war.
Wer dem inländischen Wein und Sekt immer noch skeptisch gegenübersteht, der sei eingeladen zu verkosten und zu genießen was das Zeug hält, denn Vielfalt und Qualität kennen hierzulande kaum Grenzen.
Mit dem aufgefrischten Wissen um die edlen Schätze im eigenen Land, wird es umso mehr Freude bereiten, das internationale Parkett des Weins, auf der Pro Wein in Düsseldorf, auch in diesem Jahr wieder zu erkunden.
Fazit: Wer Spätburgunder kann, kann alles!