Am 17.09.2018 war es soweit. Die Kellermeisterin Kathleen Romberg steckte zwar mitten in der heißen Phase der Weinlese, dennoch nahm sie sich Zeit für die angekündigte und (auch für sie selbst) mehr als ungewöhnliche Verkostung. Wir starteten mit dem Saale-Unstrut Kellermeister Edition Sekt aus Weißburgunder, Auxerrois, Kerner und Elbling, den wir in den Kontext zum Prosecco Spumante DOC Brut von Zonin gesetzt haben. Warum machen wir so etwas?
Nun. Das Anbaugebiet Saale-Unstrut wird immer noch von vielen unterschätzt. Das nördlichste Qualitäts-Weinanbaugebiet der EU hat auf dem 51° Breitengrad Großartiges zu bieten. Die geprägte, filigrane Aromatik mit Anklängen von Zitrusnoten und Apfel und eine betörende Perlage machen diesen lebendigen Kellermeister Edition Sekt zu einem starken Kontrahenten. Der Zonin Prosecco ist immerhin einer der erfolgreichsten im LEH.
Spannend für den Gaumen war dabei, wie „cold climate“ vs. „hot climate“ erlebbar wurde und was bei einer Außentemperatur von 30°C den Teilnehmern mehr Spaß machte: Natürlich die Frische aus dem Norden.
Dieser Auftakt war gelungen und konnte für Kathleen Romberg und ihren Schaumwein nicht besser gelaufen sein. Es war im Übrigen ausgesprochen mutig von ihr, sich auf einen derartigen Vergleich einzulassen.
Die selbstsichere Kathleen Romberg weiß was sie kann, und so waren die nächsten Vergleichsproben nicht nur spannend, sondern auch für alle Teilnehmer eine tatsächliche Überraschung. Jeder Flight wurde „blind“ verkostet und lag zudem in der gleichen Preis- und Qualitätsklasse. So konnten die Teilnehmer dieser einzigartigen Weinprobe niemals sicher sein, in welchem Glas das Gewächs vom Winzerverein Freyburg und wo sich der „Wettbewerbstropfen“ aus einer südlicheren Weinbauzone verbarg.
In Flight Nr. 2 – „Under Down“ trat Rombergs 100% Saale-Unstrut Sauvignon Blanc gegen den Brancott Estate S.B. aus Neuseeland an. Die junge Kellermeisterin verbrachte einige Zeit Ihres Studiums am anderen Ende der Welt. Dort lernte sie die Rebsorte Sauvignon Blanc lieben. So lag es nahe diese beliebte Traube sortenrein auszubauen. In Freyburg vinifiziert sie daraus einen frisch-fruchtigen, lebendigen Wein mit einem rassigen Körper. Der Kontrahent wirkte dagegen ein bisschen „grüner“ (Stachelbeere, Grapefruit).
Flight Nr. 3 – „Frauenpower“. Dieser Titel bot sich an, weil Rombergs 100% Dornfelder-Rosé sich dem Dark Horse Rosé der Kellermeisterin Beth Liston aus Kalifornien stellte. Der erste Wow-Effekt war das leuchtende Pink des Dornfelder Rosés, welches jeden Teilnehmer gedanklich in den Sonnenstaat am Pazifik entführte. Der Rosé Dark Horse präsentierte sich mit dezenter Färbung, zart, floral und knackig. Doch kamen die intensiven, saftigen Aromen von Waldbeeren und die fein ausbalancierte Säure im Saale-Unstrut-Wein beim Publikum besser an.
Mit dem Flight Nr. 4 – „Same, but different“ führte Kathleen Romberg die Teilnehmer hinters Licht. Beide Weine trugen ihre Handschrift, was jedoch niemand wusste. So konnte sie zeigen, welche Bandbreite in Freyburg machbar ist. Vom „Flaggschiff-Wein“, einem fruchtbetonten Müller-Thurgau, der mit tropischen Früchten wie Ananas und Pfirsich in der Nase trumpfte und einfach zu jeder Gelegenheit passt, bis zum edlen, feinen Weißburgunder aus dem Barrique, der mit bestechenden Noten von Apfel, Birne und Vanille zunächst glaubhaft versicherte, er käme aus der Bourgogne. Das Staunen in einigen Gesichtern gefiel der quirligen Kellermeisterin sichtlich.
Flight Nr. 5 – „Volle Neun“ setzte den Freyburger Dornfelder trocken, der sich würzig, weich mit intensiven Aromen nach dunklen Beeren in den Kontext zu „La Vielle Ferme“, ein Vin de France Rouge. Die „Neun“ im Titel errechnet sich aus der Anzahl der Rebsorten. 1 Rebsorte – Dornfelder stand einer Cuvée aus den 8 verschiedenen, für das Rhône Tal zugelassenen roten Rebsorten gegenüber. Das Ergebnis war geschmacklich 50:50. Zudem kam, dass sie sich beide in Ihrer Farbe nicht unterschieden.
Flight Nr. 6 – „Oldies but Goldies“ war spannend, weil auch hier zunächst die Farbe beider Weine identisch wirkte, sodass optisch „Wer ist Wer?“ nicht beantwortet werden konnte. Dass ein Blauer Portugieser großartig sein kann, findet man selten. Hier zeigt sich das wahre Können eines Kellermeisters. Im Bukett reife Noten von dunklen Früchten und roten Beeren. Am Gaumen geschmeidig und rund. Der Kontrahent kam aus der Toskana. Von der Kooperative Leonardo da Vinci ein Chianti DOCG. Dieser Sangiovese gewann 5 Mal in Folge den Quality Award Tuscany des Berebene Gambero Rosso 2017. Umso beeindruckender war, dass der Portugieser von Kathleen Romberg sich wacker und mehr als nur würdig geschlagen hat. Lediglich seine etwas höhere Restsüße hat ihn dann verraten. Aber das ist bekanntlich Geschmacksache, über die sich schwerlich streiten lässt. Ein weiteres Unentschieden.
Fazit: Wir sind dankbar für diese außergewöhnliche Erfahrung, und dass die Kellermeisterin der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut eG sich auf diese Probe eingelassen hat. Durch den Vergleich mit bekannten Namen aus populären Regionen wurde das großartige Potential der Freyburger Weine mehr als deutlich herausgestellt. Es war schmeckbar und für alle Teilnehmer eine große Überraschung.
Wir danken auch Mirjam Fritz, die seitens der Mack & Schühle AG für die internationalen Weine gesorgt hat. So schließt sich auch der Kreis, da die Mack & Schüle AG für den Vertreib der Weine vom Winzerverein Freyburg-UNstrit e.G. verantwortlich ist.
Zwischenzeitlich dürfte die Lese komplett in Rombergs Keller sein. Wir freuen uns auf ein weiteres Treffen mit ihr Anfang Februar 2019 um die neuen Weine zu probieren.