Vermutlich war es Professor Abraham Izak Perold nicht klar, welch wechselvolle Entwicklung er im Jahr 1924 mit seiner Kreuzung der beiden Rebsorten Pinot Noir und Cinsault an der Universität in Stellenbosch anstieß. Der heute für die Züchtung verwendete Name Pinotage resultiert dabei aus der Verkürzung der ursprünglichen Bezeichnung „Perold’s Hermitage x Pinot“.
Erstmals kam Wein unter dem Namen Pinotage zu Beginn der 1960iger Jahre auf den Markt. Doch die Weine konnten anfangs geschmacklich nicht überzeugen und Pinotage wurde lange Zeit verschmäht, weil er Aromen von verbranntem Gummi aufwies und manchmal fatalerweise an den Duft von Nagellackentferner erinnerte. Erst in den 90iger Jahren – lange nach Professor Perolds Tod im Jahr 1941 – wurde die Rebsorte beliebter.
Charmant-beerig und gleichzeitig rustikal-rauchig mit hohem Wiedererkennungswert
Die Süße und das Beerige erbte der Pinotage vom Pinot Noir, die Fruchtigkeit stammt vom Cinsault, früher auch als Hermitage bekannt. Die Trauben sind reich an Zucker und verleihen den daraus resultierenden Weinen so die nötige Süße. Aus dem Glas steigen Aromen von Maulbeeren, Pflaumen und schwarzen Früchten. Traditionell wird Pinotage sortenrein ausgebaut und erzeugt dichte, körperreiche Weine mit körnigen Tanninen und samtiger Textur. Reift der Pinotage im Barrique, entfalten sich rauchige Noten und Anklänge von Kaffee, Tabak, Karamell, Schokolade, Gewürzen und Rauchfleisch.
Das macht ihn zu einem idealen Begleiter für einen rustikalen Grillabend, in Südafrika unter dem Namen „Braai“ bekannt, der gern und häufig als gesellschaftliches Ereignis zelebriert wird.
Inzwischen ist Pinotage auch immer häufiger als Partner in der Cuvée im Zusammenspiel mit anderen kräftigen roten Rebsorten anzutreffen. Für den Ausbau von fruchtigen und spritzigen Roséweinen eignet sich die Rebsorte ebenfalls gut.
Pinotage – der Nationalschatz Südafrikas
Als drittstärkste rote Rebsorte nach Cabernet Sauvignon und Shiraz nimmt Pinotage mit einer Gesamtrebfläche von 7.052 ha einen bedeutsamen Stellenwert in Südafrika ein. Allein in den letzten 7 Jahren ist die Rebfläche um 15 Prozent ausgedehnt worden. Doch ist Pinotage weder im Weinberg noch im Keller ein einfaches „Kind“. Die ertragreiche und relativ frühreifende Traube verlangt ein rigoroses Ertragsmanagement, häufig erzielt durch Wasserentzug. Auch die Erziehung in Form von „Bush Vines“ hilft, niedrige Erträge auf natürliche Weise zu erhalten.
Die Weine fallen am besten aus, wenn die Winzer den Trauben genügend Zeit zum Ausreifen geben und der Versuchung widerstehen, allzu hohe Erträge erzielen zu wollen. Um die eher wilden Aromen der Rebsorte zu zähmen, nutzen die Winzer heutzutage lange und kühle Gärzeiten und lassen den Wein anschließend in Barrique-Fässern reifen.
Internationaler Pinotage Tag – Let’s Celebrate!
Die Gründung der Pinotage Association im Jahr 1995 ist ein Schritt um Kräfte zu bündeln. Sie fördert den Austausch von Ideen unter den Mitgliedern mit dem Ziel die Qualität von Pinotage beispielsweise durch den Einsatz neuer virusfreier Klone weiter zu verbessern und die nicht erwünschten wilderen Geschmackskomponenten der Rebsorte zu vermeiden.
Ähnlich dem Malbec Tag wurde vor vier Jahren ein „Internationaler Pinotage Tag“ am zweiten Samstag im Oktober ins Leben gerufen, an dem weltweit Veranstaltungen und Promotionaktionen von Produzenten, Distributeuren und Fachhändlern rund um den Pinotage stattfinden. Er soll Südafrikas Nationaltraube auch international stärker in den Fokus rücken und die Rebsorte bekannter machen.
Die Anstrengungen der südafrikanischen Winzer zeigen, dass Pinotage auf dem besten Wege ist, ein ähnliches Aushängeschild für Südafrika zu werden wie Shiraz für Australien, Sauvignon Blanc für Neuseeland, Malbec für Argentinien oder Tempranillo für Spanien, wenn man zudem einen Vergleich aus der Alten Welt zu Hilfe nehmen möchte.
Anbauversuche von Pinotage in ebenfalls sehr warmen und trockenen Lagen in Argentinien und Australien blieben erfolglos. Andernorts auf der Welt führt die Rebsorte eher ein Schattendasein. Zweifelsohne hat die Rebsorte damit ihren Alleinstellungscharakter für Südafrikas Weinwelt inzwischen längst bewiesen – Let’s celebrate Pinotage!
Weiterführende Links:
www.pinotage.co.za
http://www.wosa.co.za/The-Industry/Varieties-and-Styles/Red-Wine-Varieties/