Diese, oder ähnliche Aussagen höre ich immer wieder, auch von Nachbarn und Freunden, die sich besonders freuen, wenn dann in der Presse das Thema noch befeuert wird. So wie am 03.06.2017 in der HNA zu lesen, in dem ein Rosé-Wein von Aldi den „Great Value Award 2017“ abgeräumt hat. Ein Côtes de Provence für unter 7 Euro je Flasche. Da freuen sich meine Freunde, die schon immer gewusst haben, dass man bei Aldi guten Wein kaufen kann und ziehen sofort los und besorgen sich Kartonweise gleich größere Mengen verschiedener Sorten. Nur vom beschriebenen, ausgelobten Rosé ist keine einzige Flasche dabei. Diesen Wein gibt es in Deutschland nicht zu kaufen. Alleine die Briten kommen hier zum Zuge. Das der Côtes de Provence Rosé nur in England zu kaufen ist, steht zwar auch im Zeitungsartikel. Nur gelesen hat das keiner von meinen lieben Schnäppchenjäger.
Spitzenweine kommen weniger von den ganz großen Erzeugern dieser Welt. Nicht, das es das nicht mal geben würde. Doch meistens findet Man große Gewächse eher in den Kellern überschaubarer Weingütern die mehr an Manufakturen oder Familienbetriebe erinnern als an „Industrieunternehmen“. Wenn ein Discounter auf solch einen großartigen Wein trifft, ist die verfügbare Menge neben dem Preis sicher ein Thema. Man stelle sich einmal vor, dass z. B. bei Aldi Nord in jeder Filiale eine Palette (600 Fl. á 0,75l) eines solchen Weines stehen mag. Bei 2.500 Standorten kommt man auf eine Menge von 1.5 Mio. Flaschen. Erntet der Winzer dieses Weines nur 90 hl je Hektar, muss er rein rechnerisch von diesem besagten Wein eine Rebfläche von rund 125 ha haben. Da kommen nicht mehr viele Betriebe in Frage und 90 hl/ha sind nun auch nicht gerade der Garant für einen großartigen Wein. Setzt ein Winzer auf Qualität, erntet er wesentlich weniger aus seinem ha Rebland heraus, etwa 54 hl/ha wie der Durchschnitt der VDP-Winzer. Dann müsste ein Weingut für die Belieferung unseres Beispiels eine Fläche von 208 ha vorweisen.
Das der Spitzen Wein aus der Provence nur in Großbritannien zu haben ist, kann evtl. daran liegen, dass dort nur 500 Filialen des Discounters betrieben werden. Bei gleicher Rechnung von 90 hl/ha kommt man auf eine Rebfläche von ca. 25 ha. Eine unspektakuläre Größenordnung die in Frankreichs Weinbaubetrieben eher zu den Kleinbetrieben zählen würde. Deutsche Weinliebhaber könnten auf der britischen Internetseite den Rosé bestellen und sich dann nach Deutschland liefern lassen. Wäre der hochgelobte Tropfen nicht schon ausverkauft. Auch diese Tatsache könnte ein Indiz dafür sein, das es sich um einen guten Wein eines eher kleinen Erzeugers handelte. Ausgetrunken heißt jedoch nicht vergessen. Die Schlagzeile „Aldi-Wein wird ausgezeichnet“ wird noch sehr lange in den Köpfen der Deutschen Konsumenten klingen. Weil die ja schon immer wussten das der Discounter guten Wein verkauft.
Ein hessischer Wein vom VDP-Weingut Leitz ist ebenfalls unter der Aldi-Flagge ausgezeichnet worden. Dieser Betrieb bewirtschaftet eine Rebfläche von insgesamt 43 ha. Zu wenig um hier im großen Stil das Aldi-Filialnetz zu bestücken. Deshalb kostet dieser Wein auch knapp € 30/Flasche. Und so möchte ich die Aussage, „bei Aldi kannst’e immer guten Wein kaufen“ nicht nur bestätigen, sondern noch ergänzen mit „Aldi ist der fairste Händler in Sachen Wein“. Denn wenn man dort einen Wein für € 30 kauft, bekommt man auch exakt einen Wein im Wert von € 30. Das gleiche gilt für alle Weine, auch die Tröpfchen für € 1,98.