Die diesjährige FuW-Wein-Fachstudienreise führte in die Toskana. Das FuW-Mitglied und gebürtige Florentinerin Dr. Daniela Cellai hat diese Reise für den Verband organisiert. Ziel der Reise:
- Verschiedene Regionen mit ihrer Besonderheit herauszustellen
- Die unterschiedliche Typizität der Sangiovese-Traube deutlich zu machen
- Erkenntnisse darüber zu erlangen, wie Assemblagen mit internationalen Sorten funktionieren sowie biodynamische Produktionsprozesse kennenzulernen
- Das Geheimnis eines Großen Destillats aufzuspüren
- In allen Begegnungen stets die verantwortlichen Oenologen persönlich zu sprechen
Sonntag 4. Mai 2014
Unsere Anreise führte über eine alte Römerstraße – gesäumt von Zypressen – zum alten Landgut „Il Poggiarello“, ein Agriturismo (www.ilpoggiarello.it), wo uns Chiara und Stefano Casali zum Abendessen erwarteten. Hier wohnten wir auch die nächsten Tage. Ein traumhafter Ort, aufs feinste restauriert und geschmackvoll eingerichtet. Zum Landgut gehört das Weingut Muralia (www.muralia.it), dessen Weine uns zur Begrüßung schon sehr mundeten. Der Weißwein präsentiert sich frisch und fruchtbetont, im blumigen Rosé scheint der Frühling eingefangen und die Roten sind farbintensiv, komplex, würzig, weich und fruchtbetont.
Montag, 5. Mai 2014
Station 1
Der Tag begann mit dem Besuch der Destilliere Nannoni, wo uns die Meister-Destillateurin Priscilla Occhipinti ihre (Bio)-Philosophie erläuterte. Der fröhlichen, jungen Frau sieht man nicht an, dass sie als „der aufsteigende Stern der italienischen und internationalen Destillation“ gehandelt wird. Sie will nur eines, das Beste Destillat erzeugen, was man aus einem Trester machen kann.
Mit Begeisterung und Enthusiasmus (und einem sichtlich sehr stolzen Vater an ihrer Seite), führt sie uns durch ihren Betrieb und versprüht ihre Leidenschaft für das was sie tut. Drei Monate im Jahr wohnt und schläft sie sogar neben der Brennblase und lässt sich in der Nacht stündlich wecken um in dieser wichtigen Zeit alles im Auge zu behalten. Nur wenn die Schalen der Trauben frisch nach der Lese in die Brennerei kommen und innerhalb von 24 Stunden verarbeitet werden können, ist es ihr möglich hochwertige Destillate zu brennen.
Ihr Anspruch ist, die Aromen des Weins für die Ewigkeit einzuschließen. Diese Philosophie erlaubt nur die Produktion von sehr kleinen Mengen. Auffallend ist, dass in ihrem Betrieb unzählige Behälter dicht an dicht stehen, auf denen die Weingüter vermerkt sind, für die sie ihr ganzes Können einsetzt. Bei den Preisen und Auszeichnungen, die sie in den letzten Jahren abgeräumt hat, kann man verstehen, dass die bekanntesten Namen bei ihr Schlange stehen. Sie kann sich ihre Kunden aussuchen. Im Verkostungsraum öffnet sie für uns die Schränke in denen sie die unzähligen, verschiedenen Flacons aufbewahrt. Sie sagt: „Ich stelle nur eine einzige Qualität her, und zwar die Beste“. Mit verschiedenen Qualitätsstufen will sie sich nicht abgeben. Dann zeigt sie auf eine Flasche, die ihr Kunde für € 30 verkauft. Beim nächsten Griff hebt sie eine Flasche hoch, für die ein anderer Kunde € 250 verlangen würde. Dann grinst sie frech und sagt: „In beiden ist die gleiche Qualität. Es sind nur immer andere Trauben.“, mehr unter www.nannoni.net.
Station 2
Von Nannoni geht‘s hinauf nach Montalcino und nun sehen wir die zarten und so typischen toskanischen Hügel. Wir finden das Weingut Piombaia Rossi-Cantini (www.piombaia.it) im Herzen von Val D’Orcia vor. Der Weinmaker Francesco Cantini freut sich riesig über unseren Besuch und legt sofort los und erzählt, was ihn an- und umtreibt. Ein „verrückter Typ“ denkt man sich dabei und findet ihn auf Anhieb sympathisch. Er geht mit uns sofort in die nahen Weinberge, wo man am Rebstock schon sehen kann, was er mit Biodynamik meint. Die biodynamische Philosophie kommt sehr überzeugend wie unverkrampft herüber.
Francesco versteht sich als Alchimist (was auch auf der Brust seines Shirts zu lesen ist). Der Betrieb steht für Rosso und Brunello di Montalcion. Die Verkostung begeisterte mit außergewöhnlichen Qualitäten. Die Cantinis widmen dem Rosso di Montalcino genauso viel Akribie wie dem Grande Vino Brunello di Montalcino. Das ist im Montalcino nicht selbstverständlich, da sich der Rosso häufig als glanzloser (jedoch preisintensiver) Zweitwein darstellt.
Das Mittagessen im urigen Kaminzimmer, gekocht von Francescos Mama, war ein weiteres Erlebnis für unsere Gaumen. Das klassisch-toskanische Essen (zarte Schinken, Salami und Käse) wurde ergänzt mit einer selbstgemachten Pasta mit Wildschweinragout. Für eine weitere Begeisterung sorgte das süßliche Zwiebel-Omelette mit Pecorino. Mein persönliches Highlight, so der O-Ton von Wolfgang Banovits: „Die drei Weine waren grandios und die Cantinis sehr sympathisch. Das gesamte Bild von Piombaia ist stimmig und harmonisch. Sehr großzügig fand ich die Zugabe des 2004er Brunello, welcher zu meinen Favoriten der Weintour zählt“.
Der Abschied viel uns schwer, wir hatte aber schon die Zeit überzogen und wurden bereits von Poggio San Polo erwartet.
Station 3
Mit dem Önologen Nicola Biasi von Poggio San Polo (www.poggiosanpolo.com) verkosteten wir weitere Rosso und Brunello di Montalcino, bewegten uns jedoch in einem gehobenen Preisniveau. Das gesamte Ambiente ist im edlen toskanischen Landhausstil sehr gepflegt und sehr ansprechend. Doch bevor wir die großartigen Weine im Glas haben, gehen wir durch die Weinberge hinüber zum Keller, der sich auf der anderen Seite des Hügels befindet.
Dieser liegt unsichtbar unter unseren Füßen. Der ganze Keller ist im Berg versteckt und nur von der Talseite fast unscheinbar wahrzunehmen.
Im Innern kommt man ins Staunen. Die Anlage entpuppt sich als blitzblank und architektonisch außergewöhnlich in der Raumaufteilung.
Der Hingucker sind die knallroten Betontanks. Man setzt neben Holz und ein wenig Edelstahl vor allem wieder auf dieses Material Beton. Ein Fortschritt durch Rückschritt? Nein, denn die neuen Betonmischungen wirken vor allem auf die Säurezusammensetzung im Wein ein. In der Sensorik werden die Weine komplexer, mineralischer mit ausgeprägten Fruchtaromen. Besonders zu erwähnen wäre das Raumklima. Eine ausgeklügelte Technik entnimmt dem Berginnern die natürliche Feuchtigkeit aus den Gesteins- und Erdschichten und verteil diese im Barrique-Keller. Die Raumdecke ist besonders geformt, sodass die erwärmte Luft an den Seiten eingefangen wird und über eine Kühlung wieder in der Raummitte nach unten fällt. Ohne Gebläse, sprich ohne Zugluft. Die gesamte Anlage ist als „Klima Haus“ zertifiziert und mit Preisen ausgezeichnet worden.
Station 4
Die letzte Station unseres ersten Reisetags war ein Empfang beim Consorzio tutela Vini Montecucco D.O.P. (www.consorziomontecucco.it). Eine kleine Denomination und ein Zusammenschluss von sieben Weingemeinden nordöstlich von Grosseto. Das Gebiet wird noch vom Tyrrhenischen Meer klimatisch begünstigt und ist sehr gut für den Sangiovese geeignet.
12 Weine standen zum Kennenlernen bereit. Das Interesse an uns war groß. Einige Winzer waren persönlich anwesend. In ihren Gesichtern stand pure Freude während sie uns beim professionellen Verkosten ihrer Weine beobachteten. Schnell haben wir FuWies ihre Herzen erreicht und waren fortan vollwertige Gesprächspartner.
Nach getaner Arbeit durften wir uns bei Castello di Collemassari auf ein typisches, ausladendes toskanisches Abendessen freuen. Im Restaurant „Il Selvatico“ Cinigiano konnten wir nun zum Essen die Weine nochmals mit unseren Gastgebern zusammen genießen. Ein traumhafter Sonnenuntergang sorgte für die passende Stimmung. So entstehen Freundschaften und die berüchtigten Gespräche mit „Hand und Fuß“.
Dienstag, 6. Mai 2014
Station 5
Muralia (www.muralia.it), das Weingut welches zu unserem Agriturismo gehört, durften wir nun von Innen sehen.
Stefano Casali weihte uns in seine Wein-Philosophie ein und klärte uns auch auf, was hinter seinen besonderen Weinnamen in Wahrheit steckt. Mit funkelnden Augen erzählte er von Venedig. Seine Frau Chiara wurde in einem besonders romantischen Moment vom Mondschein getroffen, ein Anblick, der ihn überwältigte und in gleichen Maßen inspirierte. Mit unbändiger Begeisterung sagte er zu seiner Frau, dass sein bester Weißwein, den er zu machen gedachte, den Namen „Chiaraluna“ tragen soll. So entstand der Name für seinen 100%igen Viognier, lange bevor die ersten Trauben dafür geerntet wurden.
Station 6
Auf der Fahrt ins berühmte und malerische Örtchen Bolgheri sehen wir das Meer, Elba und die Berge von Korsika. Der Besuch bei Ornellaia (www.ornellaia.com) steht auf dem Programm und gehört sicherlich zu den Höhenpunkten unserer Fachstudienreise.
Die Weingeschichte im Bolgherie beginnt mit Ornellaia erst 1981 und sah zunächst nicht danach aus, dass hier etwas entsteht, was später als „Supertuscany“ weltweit höchste Beachtung findet. Heute produzieren 60 Winzerbetriebe im Bolgheri. Über eines der besten Weingüter, vielleicht das beste Weingut Italiens ist schon alles geschrieben worden. Und trotzdem (oder gerade deswegen) geht von diesem Stück Erde eine besondere Faszination aus. Allein die Einfahrt und das Entrée beeindrucken uns tief. Der Empfang war ein herzliches Willkommen und das Angebot über „Erst einmal Frischmachen“ nahmen wir dankend an.
Die Führung ging zunächst zum Masseto, einem 7 ha. großen Weinberg, bestockt mit Merlot. Im Anschluss durften wir in die „Heiligen Hallen“ des Weinguts und bekamen alle einzelnen Produktionsschritte zu sehen. Axel Heinz, Oenologe und Produktionsleiter seit 2005, empfing uns persönlich und hatte für uns scheinbar alle Zeit der Welt. Wir genossen regelrecht seine Gesellschaft. Er sprach über seine persönliche Geschichte, wie er zu Ornellaia kam, was ihn bewegt, umtreibt und was er in Zukunft an diesem Ort noch erreichen möchte.
Die Verkostung leitete er selbst und wir genossen nicht nur die Weine, sondern auch den „Mehrwert“ an Informationen, die man wohl nur vom Weinmacher selbst erfahren kann. Auf der Probenliste standen der 2011er „La Volte“ (IGT), 2012er „Le Serre Nuove“ (Rosso DOC) und zum Abschluss der 2011er Ornellaia (DOC Superiore). Nun wurden wir neugierig gemacht auf den weißen Ornellaia, der Poggio alle Gazze dell’Ornellaia (IGT, 90% Sauvignon Blanc, 10% Viognier). Diesen besorgten wir uns später in der Enotheca Tognoni (Bolgheri) und verkosteten ihn abends beim Essen in unserem Landgut.
Station 7
Der Landwirtschaftsbetrieb Serni Fulvio Luigi holt uns in das reale Leben zurück. Der Familienbetrieb (www.sernifulvioluigi.it) dehnt sich rund 15 Hektar weit aus. Auf sechs Hektar wird Getreide, wie Weizen und Gerste, angesät. Zwei Hektar sind Obstgärten mit Pfirsichen, Äpfeln und Pflaumen. Weitere zwei Hektar beherbergen den Olivenhain, bestehend sowohl aus mehr als hundertjährigen Bäumen, als auch aus Pflanzungen neueren Datums, alles in allem ungefähr 600 Bäume. Des Weiteren werden in unbeheizten Treibhäusern Erdbeeren, Tomaten, Blattsalat und Zucchini gezogen.
Auf dem Rest der Fläche, insgesamt ca. drei Hektar, stehen Reben. Die Weinproduktion ist also überschaubar. Der Gesamtertrag liegt bei ca. 6000 Liter Weißwein und 3000 Liter Rotwein in den Bereichen DOC Bolgheri und IGT. So war uns nicht ganz klar, was uns bei dieser „Unterrepräsentanz“ gleich auf der Zunge erwarten wird. Nicht nur wegen des Mittagessens gefielen uns die Weine auf Anhieb. Begeistert waren wir von den beiden Weißweinen, die sich ausgesprochen fruchtbetont präsentieren und in einem ganz exzellenten Preis-Genuss-Verhältnis stehen und sofort hätten eingepackt werden können, wäre da nicht das Koffer- und Platzproblem der Rückreise. Ausgezeichnete Sommerweine, die – zumindest bei uns FuWies – in diesem Jahr auf keiner Terrasse fehlen werden.
Der „Campofitto“, ein 2013er Vermentino hat es uns ebenso angetan wie der „La Lame“ Bolgheri DOC, eine Cuvée aus Trebbiano, Vermentino und Malvasia bianca. Ebenso erfrischt habt uns der „Arcanto“ (Rosato DOC aus Merlot, Syrah und Sangiovese). Weitere Proben in rot folgten: „Tegoleto“ (Rosso DOC aus Merlot, Cabernet Sauvignon, Syrah und Sangiovese) und der Acciderba (Bolgheri Rosso DOC aus Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah und Sangiovese). Alle Weine standen in einem ausgesprochen guten Preis-Genuss-Verhältnis. Ausgezeichnete Qualitäten für jeden Tag.
Station 8
Der Besuch bei Le Macchiole (www.lemacchiole.it) begann mit einer kleinen Irritation. Der Oenologe Luca Rettondini begrüßte uns in einem Shirt mit dem Schriftzug von Mitchelton, ein Weingut in Australien. Es stellte sich heraus, dass sein Herz – zumindest zeitweise – noch an „Down under“ hing und so konnten wir ihm die „Verwirrung“ verzeihen.
Hinterm Haus dreht sich Wasser in einer Art „Waschmaschine“ hunderte Male nach links, dann wieder nach rechts um danach gleich erneut die Richtung zu ändern. „Wir reichern das Wasser mit Energie an, um es dann unseren jungen Reben zu geben“. Anthroposophische Ansätze sind unverkennbar. Im Keller setzt man auch bei Le Macchiole zumindest bei einem Teil der Weine auf Beton. War früher Edelstahl des Winzers Stolz, scheint heute der wieder entdeckte Baustoff ein ähnliches Gefühl auszulösen.
Die Trauben werden handselektioniert, was auf großen Fototafeln zu sehen ist. Die Verkostung lag im Preisbereich ab € 40,00 je Flasche reinsortiger Weine: Der Paleo (100% Cabernet Franc) zählt zu den besten Cabernets der Welt. Begeistert hatte u. a. auch der Scrio (100% Syrah) und Messorio (100% Merlot).
Mittwoch, 7. Mai 2014
Eine kleine Erwähnung hat unser Frühstück im Agriturismo verdient. Neben den klassischen Dingen, die für uns ein Frühstück beinhaltet, schaffen es die fleißigen Helferinnen uns jeden Morgen mit einer anderen Leckerei zu verwöhnen. Gestern war es Obstkuchen, heute ist es die Quiche und auf morgen (unser Abreisetag) dürfen wir uns auf das Zwiebel-Omelett (bekannt von Piombaia) freuen. Voller Freude starten wir in die Region, die wahrscheinlich für die meisten Menschen die typische Toskana bedeutet: Das Chianti-Gebiet.
Station 9
Das Weingut Le Capannelle (www.capannelle.it) in Gaiole in Chianti (Siena) begrüßt uns auf einer Bergspitze und bezaubert uns mit einem traumhaften Ausblick über Berg und Tal. Das restaurierte Bauernhaus aus dem 16. Jh. präsentiert sich als Hotel in 5-Sterne-Klassifizierung. Der toskanische Landhaus-Schick lässt nicht nur die Qualität des Hauses, sondern auch die Exklusivität der gesamten Anlage vermuten. Das ganze ist eingebettet in – von Gärtnerhand gepflegter – Natur. Hier kochen regelmäßig bekannte Köche, treffen sich namhafte Gastronomen und Weinliebhaber. Der Besitzer ist James B. Sherwood, Gründer und Gesellschafter der Orient – Express Hotels LTD, die einige der schönsten Hotels der Welt besitzt, z. B. das Hotel Cipriani in Venedig, das Hotel Splendido in Portofino, die Villa San Michele in Florenz oder das Hotel Caruso in Ravello.
Aus 16 ha Rebland kommen etwa 80.000 Flaschen Wein im Jahr. Wir sehen hochwertige Technik, ein beeindruckendes Flaschenlager für die Reifung der Weine und einen begehbaren Tresor, in dem sich Kunden ab 60 Fl. p.a. einen Lagerplatz sichern können. Exklusiver kann man „seinen Capannelle“ am Geburtsort nicht reifen lassen. Klima, Luftfeuchtigkeit, Licht. Alles stimmt perfekt und wer sich Zeit nimmt und wartet bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, entdeckt die Namen bekannter Familien, von Hotels und Restaurants oder Weinhändlern mit den dazu passenden Weltstädten. Darüber zu reden (bzw. schreiben) wäre allerdings plaudern und somit nicht unser Stil.
Die Weine haben uns durchweg sehr gefallen, lagen jedoch in einer Preisklasse, bei der man es sich zweimal überlegt eine zu öffnen. Der 2007er „50 & 50“, eine Gemeinschafts-Produktion zwischen Capannelle (Sangiovese) und dem Weingut Avignonesi (Merlot), bekommen wir nicht zur Verkostung. Hier gibt es nur 6.000 Flaschen im Jahr und gilt als (fast) ausverkauft. Beide Güter geben dazu ihre allerbesten Trauben, die in dieser Cuvée vereint und besonders ausgebaut werden. Der 2007er ist auf Capannelle gefüllt und wird als Toskana IGT ausgewiesen.
Station 10
Hinauf zum höchsten Weinberg des Chianti-Gebietes. Auf dem Weingut Podere Ciona (www.podereciona.com) werden wir bereits erwartet. Geschäftig geht’s in der offenen Küche zu, wo die Dame des Hauses ein Menü für uns vorbereitet. Sie schickt uns jedoch erst einmal raus in die Weinberge, von denen wir einen erhabenen Blick in die weite Landschaft genießen.
Zwischen 650 und 700 Meter Seehöhe befinden wir uns und staunen über die Geschichte von Herrn Franco Gatteschi der sich im Ruhestand eine neue Herausforderung gesucht hat. In der Ölbranche sei er tätig gewesen, in London hat er gelebt. Nun war klar, dass es sich nicht um Speiseöl handelte und Geld bei der Suche nach einer neuen Beschäftigung wohl auch nicht die zentrale Rolle spielte. Ein wahrer Genuss ist sein 2010er Chianti Classico Riserva. Gefallen haben uns zum Essen der leichte Ciona Rosé aus 2012 und der 2011er Montegrossoli, ebenso ein 2009er Semifonte. Unser Favorit (neben dem Chianti Riserva) war jedoch der 2006er Le Diacce IGT, ein 100%er Merlot in Barrique gereift.
Station 11
San Gimignano ist neben Siena, Florenz und Pisa ein malerischer Ort der jedoch Touristen in Massen anzieht. Kaum vorstellbar, hier in Ruhe Weine zu verkosten. Nach einem kleinen Spaziergang durch die menschenüberfüllte Altstadt kamen wir nach ein, zwei Biegungen plötzlich in eine leere Gasse die uns hinauf an einen „Ort der Stille“ mit Ausblick über Stadt und Land führte.
In der Villa della Rocca ist das Consorzio della Denominazione San Gimignano (www.vernaccia.it) untergebracht. Stefano Campatelli kam schnell zum Thema. Seine Leidenschaft gilt den gereiften Weißweinen. Wie präsentiert sich ein Vernacchia di San Gimignano mit jedem Jahr der Lagerung? Diese spannende Frage sollte sich prompt an unseren verwöhnten Gaumen beantworten. So starteten wir mit einem aktuellen 2013er und probierten uns Zug um Zug durch bis zum 2006er „Isabella“, DOCG Riserva, San Quirico aus biologischem Anbau.
Die Antwort fiel einhellig aus: Klasse, Überraschung gelungen! Dass sich die Weißweine dieser Region auch nach 7 Jahren immer noch frisch und lebendig zeigen, hätten viele von uns nicht wirklich gedacht. Feinduftige Holznoten, viel Schmelz, dezente Würze. Wir danken Stefano Campatelli für die Geschmackserlebnisse und die gewonnene Erkenntnis.
Abendessen mit einer „toskanischen Legende“ und wahren Berühmtheit
Zum Ausklang des Tages wartete noch eine Überraschung auf uns. Stefano Casali pflegt eine enge Freundschaft zu Burton Anderson. Eine Legende im amerikanischen Journalismus (New York Times) wenn es um Italienische Weine geht. Die Toskana verdankt ihm nichts geringeres, als dass er den Chianti als erster in der Welt bekannt gemacht hat und so Chianti das Synonym für italienischen Wein weltweit wurde.
Er hatte bereits in den 1960er Jahren ausgiebig und leidenschaftlich darüber geschrieben und ist der Region bis heute treu geblieben. Zwischenzeitlich lebt er hier und will für immer bleiben. Für uns war es eine große Ehre, dass er den Abend mit uns verbrachte. So hatten wir nicht nur die Gelegenheit wahrgenommen aus erster Hand zu erfahren wie die Region aus seiner Sichtweise tickt, was seine Leidenschaft für die Weine aufrecht hält und warum sein Herz nach über 50 Jahren immer noch für die Toskana schlägt. Es muss wohl die Liebe sein. Die Liebe zu allem was die Weine ausmacht. Die Liebe zu den Menschen, die nicht Müde werden jeden Tag das Beste für ihre Sangiovese-Trauben zu geben.
Wir danken Daniela Cellai für die gute Organisation und die Auswahl der einzelnen Stationen dieser Fachstudien-Reise. Ganz offensichtlich besitzt sie und ihre Familie in der toskanischen Weinwelt ein außergewöhnliches Standing, welches uns Türen öffnete, die sich wahrscheinlich ohne sie nicht geöffnet hätten.